28. Soyfer Symposion

English

Programm

Projektkonzept
Jura Soyfer, Fake News, Wissenschaften, Künste
Veranstalter: Jura Soyfer Zentrum
Veranstaltungsort: Jura Soyfer Zentrum am Leberberg (VHS Simmering), Rosa-Jochmann-Ring 5, 1110 Wien
Straßenbahnhaltestelle: Svetelskystraße (Straßenbahnen 11, 71)
Konferenzsprachen: Deutsch, Englisch
Referate, Präsentationen: 20 Minuten + 10 Minuten Diskussion
Projektleiter: Wissenschaftlicher Direktor Dr. Herbert Arlt
TeilnehmerInnen, Förderungen, Kontakt: s. Ende des Dokumentes

Ablauf

Donnerstag, 21.11.2019
18-20:00
Projektbesprechung
Mitglieder der Jura Soyfer Gesellschaft
Ort laut Einladung/ Registrierung erforderlich

Freitag, den 22.11.2019
10-12:30
Eröffnung/ Begrüßung:
10-10:30
Direktorin Mag.a Christine Pig: Begrüßung
Grußworte
Parlamentspräsident Wolfgang Sobotka
2. Parlamentspräsidentin Doris Bures
Bürgermeister Dr. Michael Ludwig (Wien)
Landeshauptmann Dr. Peter Kaiser (Klagenfurt)
Landtagspräsident Mag. Harald Sonderegger (Vorarlberg)
10:30-11:00
Einleitung: Arlt
Kunst, Medien, Politik
11-11:30 Arntzen, 11:30-12:00 Schininà, 12-12:30 Cellbrot

14-15:00
Musik und Kunst
Elfriede Jelinek:
Der vollendete Unvollendete
oder
Geht da endlich was weiter?
(zur Erinnerung an Wilhelm Zobl)
14:10-14:40 Krones, 14:40-15:10 Auer

15:10-15:40 Kaffeepause

15:30-18:00
mit Pause
„Geh’n ma halt ein bissl unter!“
Jura Soyfer Collage mit Musik von Günther Leopold
Wolfgang Dosch
Harumichi Fujiwara, E-Piano

Samstag, den 23.11.2019
Ort: Jura Soyfer Gesellschaft/ Registrierung: mail@soyfer.at
10-12:30
Skype/ Projekte
10-10:30 Elwardy (Kairo),  10:30-11:00 Kaiser (Mainz), 11-11:30 Ilja Mirsky (Tübingen) | Franziska Jakobi (Hamburg), 11:30-12:00 Nergis Altinkaya (Izmir), 12-12:30 Seddiki (Aïn Khedidja | Mers El Kebir)

14-18:00
Presentations in English
14-14:30 Festic, 14:30-15:00 Kryvosheieva

15:30-17:30
Ruslana Berndl: The Sunday in Strasbourg (Dokumentarfilm mit englischsprachigen Untertiteln, 2019)
9 Jahre lang hat Ruslana Berndl an diesem Film über ukrainische ZwangsarbeiterInnen in Deutschland und Österreich gearbeitet. Es sind Erzählungen von Menschen in der heutigen Ukraine, die mittlerweile verstorben sind, die Propagandafilmen von dieser Art Zwangsarbeit in Deutschland und Österreich und der Rückkehr in die Sowjetunion gegenübergestellt werden, wo sie mit Argwohn empfangen wurden. Menschen, die nicht nur auf dem Feld, in Fabriken gearbeitet haben, sondern auch der Brutalität von Konzentrationslagern ausgesetzt waren. Aber erzählt wird auch vom Widerstand, von Menschlichkeit, Freundschaft, Liebe. Die einfachen und eindrucksvollen Erzählungen berichten von den Deportationen, den Entwürdigungen, dem Hunger, den Qualen, aber sie sind auch mit Elementen der Kunst (Poetik, Lieder, Musik) verbunden. Starke Bilder von einfachen Menschen in ihrem schwierigen Alltag in der heutigen Ukraine, die historischen Bildern gegenüberstehen.
17:30-18:
Herbert Arlt: Resümee des Symposions
Diskussion

Sonntag, den 24.11.2019
10-12:00
Stadtspaziergang: Gedenktafel an der Rossauer Kaserne, Porzellangasse (Kellertheater), Hörlgasse, Universität
Registrierung: mail@soyfer.at

Einleitung
Die Soyfer Symposien sind stets wichtige sprachliche, wissenschaftliche und künstlerische Veranstaltungen für die Entwicklung von Projekten gewesen und haben jeweils erhebliche Erkenntnisfortschritte mit sich gebracht.

Das 28. Soyfer Symposion 2019 zeichnet sich vor allem dadurch aus, dass jahrzehntelange transdisziplinäre Leistungen zu einer breiten, österreichischen und internationalen Nutzung vorbereitet werden. Dazu liegen eine Edition, Übersetzungen in rund 50 Sprachen, Essays, wissenschaftliche Artikel, Dokumentationen von Projekten (Theateraufführungen, Hörspiele, Filme etc.) vor.

Weiters stehen im Zentrum, Fake News (Lügen), Hass etc., die wesentliche Elemente der nationalsozialistischen Propaganda waren. Zwar gibt es nun in der Öffentlichkeit eine Sensibilität der Lingua Tertii Imperii gegenüber, aber nicht gegenüber den Strukturen der Kommunikation:

  • Dem Irrationalismus (darunter: Leugnung wissenschaftlicher Ergebnisse)
  • Der Kunstfeindlichkeit
  • Der Umwandlung von Menschen in Zahlen
  • Der Durchsetzung von Lügen in Form gesellschaftlicher Strukturen (z.B. Streichung der Mittel für wissenschaftliche Vereine und KünstlerInnen)
  • Etc.

Soyfer hat in diesem Kontext sehr viel aufgedeckt. Er hat sich nicht nur mit der Sprache des Nationalsozialismus auseinandergesetzt, sondern – wie insbesonders in seinen Stücken „Weltuntergang“ und „Astoria“ – mit den Kommunikationsstrukturen.

Gerade heute wird dies durchaus verstanden und derzeit vor allem in Theaterprojekten, aber auch wissenschaftlichen Analysen aufgegriffen.

Es wird also notwendig sein, sowohl das Historische herauszuarbeiten und ähnlich wie im Falle der Lingua Tertii Imperii zu einer Ablehnung derartiger Strukturen zu gelangen. Zugleich geht es aber auch darum, die Kreativität, die Innovationen einer jungen Generation sichtbar zu machen, die Soyfer als ihren Dichter versteht.

Die Konzeption des transdisziplinären Symposions ist so, dass wissenschaftliche Beiträge präsentiert und diskutiert werden. Aber es geht auch um die Präsentation künstlerischer Arbeiten, die Besprechung von Projekten – jeweils in Deutsch und/oder Englisch.

TeilnehmerInnen
Angekündigt haben sich eine Reihe von namhaften, aber auch noch sehr jungen WissenschafterInnen und KünstlerInnen aus einem Dutzend Ländern. Darunter:

Wiss.Dir.Dr. Herbert Arlt (Wien): Fake News, Digitalisierung, Kunst und Wissenschaft
Arlt erhielt insbesonders für sein mehr als vierzigjähriges Engagement für Jura Soyfer die höchste Auszeichnung der Republik Österreich für Wissenschaft.

Univ.Prof.Dr. Knut Ove Arntzen (Bergen): Fake, Kunst und Politik – über die neue Authentizität und dem Notfallsgeschehen
Er bezieht sich auf den Begriff der neuen Authentizität mit dem Spiel von „faking or not faking“. Das entstand Ende der 1990er und der frühen 2000er Jahre. Damals bezog sich die Kunst manchmal auf das Spiel mit der Wahrheit so wie Atlas Group und Rabih Roué aus dem Libanon. Dann kam die Welle der Vertuschung und dieses Spiel wurde in Richtung Subversion durch Fake News gesteuert, und hat die künstlerische Domäne verlassen.

Prof. Martin Auer (Wien): Das Rationale im Irrationalen
Auer gehört zu den Pionieren der Internetliteratur. Im Beitrag geht es darum, dass Erscheinungen wie Fremdenfeindlichkeit, Rassismus, „Hass im Netz“, Antisemitismus usw. mit „Vorurteilen“, „Bedürfnis nach Zugehörigkeit und Abgrenzung“ und anderen Psychologismen erklärt werden und der politische Zusammenhang übergangen wird. 

Dr. Hartmut Cellbrot (Aachen): Der Wiener Tag, Beilage Der Sonntag in Zeiten von Fake News
Der Beitrag wird auf die Bedeutung des Sonntag und die von Jura Soyfer für die Beilage einleitend eingehen, aber auch auf Autoren, die im Sonntag zu Wort kamen wie F. X. Salda, der 1937 mit einem erstaunlichen Text abgedruckt wird, in dem er für ein friedliches Miteinander mit den Sudetendeutschen plädiert, sich gegen jede Form von Nationalismus ausspricht und einer durch Schlagworte geprägten Sprache eines Henlein entgegentritt, sowie interkulturelle und transkulturelle Perspektiven auszieht. Salda ist des Weiteren als Mitbegründer einer tschechischen Moderne, der ein emphatischer Wahrheitsbegriff zu Grunde liegt, interessant, Bezug zur Wiener Moderne. 

Prof.in Dr.in Rania Elwardy (Kairo):  Der Beitrag der Wissenschaft und der Kunst von Soyfer zur Geburt des neuen Menschen und der neuen Gesellschaft in den arabischen Staaten nach den Frühlingsrevolutionen
Rania Elwardy hat Soyfer ins Arabische übersetzt und seine Texte verbreitet. Sie wird darüber sprechen, wie die wissenschaftliche Diskussion über Soyfer den kulturellen Dialog zwischen den westlichen und den östlichen Forschern über den neuen Menschen und die neue Gesellschaft fördert. Überdies fördert die Kunst das Verständnis der arabischen Völker für die Bedeutung vom neuen Menschen und die Bedeutung von der neuen Gesellschaft.

Univ.Prof.in Dr.in Fatima Festic (Amsterdam): Dispersive Performativity and Internationalization of Ethnic Injury
She will discuss the main concerns of this year Soyfer Symposium as related to the modes of communication of traumatic events and the responses of belief/disbelief, and tune that to her current project on dispersion, which comparatively explores the cultural manifestations of disconnecting from ethnic groups after traumatic events, and specifically the movement from Croatia and from Bosnia-Herzegovina within the European continent in/after the 1990s.

Doris Kaiser (Mainz): Weltuntergang – Theaterprojekt an der Maria Ward-Schule Mainz

Univ.-Prof. MMag. Dr. Hartmut Krones (Wien): Zur kompositorischen Rezeption von Jura Soyfer: Tiefe Trauer in den Liedern des Emigranten Marcel Rubin und „fake news“ in der Oper „Weltuntergang“ von Wilhelm Zobl
Ihm sind viele Beiträge zu Soyfer zu verdanken und auch ein wichtiges Symposion.

Olha Kryvosheieva wird die aktuelle Aufführung des Soyferschen Stückes „Der Weltuntergang“ in Charkiw | Charkow in der Ukraine präsentieren.

Ilja Mirsky (Tübingen) | Franziska Jakobi (Hamburg): nakt INTERFEST – Das Hamburger Soyfer Projekt

Ass.Prof.in Dr.in Dilek Nergis Altinkaya (Izmir): Jura Soyfer in Izmir

Univ.Prof.in Dr.in Alessandra Schininà (Ragusa bzw. Catania in Italien): „Ah, die Wahrheit ist in gute Händ!“ Journalismus und Journalisten in Soyfers Werk
Schininà schrieb ihre erste wissenschaftliche Arbeit zu Soyfer bereits in den 1980er Jahren. Sie hat sich seither für Soyfer und sein Werk nicht nur in Italien engagiert.

Univ.Prof.Dr. Aoussine Seddiki (Aïn Khedidja | Mers El Kebir): Der gesellschaftliche Diskurs im Theaterspiegel. Soyfers Schriften als Beispiel

Wichtig ist, dass es aber nicht nur um Soyfer als Soyfer geht, sondern um die Tradition der Fake News und ihre heutige Realität. Aber es bleibt aktuell, wie Soyfer zum Beispiel in „Astoria“ zeigt, wie Kunst ein Gegenpol sein kann.

Förderungen
Logo Bundeskanzleramt KunstLogo Zukunftsfonds Nationalfond der Republik Österreich

Kontakt:
Wiss.Dir.Dr. Herbert Arlt
www.soyfer.at
Vorsitzender
arlt@soyfer.at
Wien
+43 676 5364912